«Meine Erwartungen wurden übertroffen»: Die Gossauer Floristin Jasmin Wüthrich hat an den World Skills in Helsinki Silber gewonnen
Haben sich Ihre Erwartungen mit der Silbermedaille erfüllt?
Jasmin Wüthrich: Nein. Für mich haben sich die Erwartungen übertroffen. Es ist eine riesige Chance, an einer Berufsweltmeisterschaft teilzunehmen. Und diese mit einem solchen Erfolg zu beenden, ist unglaublich.
Und wie sieht es, bezogen auf die Berufsweltmeisterschaften, als Event aus?
Der gesamte Event war gigantisch. Mit so vielen Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Welt ein gemeinsames Ziel zu haben, ist ein nahezu unbeschreibliches Gefühl. Skills Finnland hat alles darangesetzt, diesen Event auf die Beine zu stellen. Die Verantwortlichen haben eine Toparbeit geleistet.
Was war die grösste Herausforderung?
Am schwierigsten war es, einen Ausgleich zum Wettkampf zu finden. Am Morgen war man schon sehr früh auf dem Wettkampfgelände. Die Wettkampfzeiten waren sehr straff organisiert. Das heisst, wir hatten während des Tages keine Zeit, sich zu erholen oder einmal abzuschalten. Am Abend war ich nur noch müde und wollte ins Bett. Doch dank der tatkräftigen Unterstützung meines Umfeldes konnte ich die Abende doch noch etwas geniessen.
Welche Aufgaben hatten die 14 Finalistinnen zu lösen?
Wir mussten insgesamt acht Aufgaben über vier Tage verteilt lösen; unser Material, die Floralien und Hilfsmittel mussten wir selber aufteilen. Bei den sogenannten Surprise-Aufgaben wurde das gesamte Material gestellt. Der erste Tag startete zum Thema Forest mit einer Bepflanzung und einer Surprise-Aufgabe: einer Gefässfüllung. Am Tag zwei war es Brautschmuck zum Tagesthema Lake. Am Nachmittag war wieder eine Surprise-Aufgabe an der Reihe: ein Körperschmuck, ein Collier. Mit dem Tagesthema Fields ging es in den dritten Tag. Ich kreierte einen feurigen Blumenstrauss mit einem Gerüst aus Gersten. Die zweite Aufgabe war, ein Silbertablett floral zu gestalten. Zum Abschluss am vierten Tag war das Tagesthema Islands. Dazu gab es einen eisernen Stuhl mit einem Mosaik auf der Sitzfläche. Die letzte Aufgabe war ein Objektdesign: einen Stein, der von der Küste Finnlands stammte, in Szene zu setzen.
Was hat die Goldmedaillengewinnerin besser gemacht als Sie?
Wenn man es mit einem Weltklasseskirennfahrer vergleicht, liegt der Unterschied bei einem halben Hundertstel. Es braucht Glück, Durchhaltewille und das gewisse Extra. Die Schweiz hat seit etwa 20 Jahren keinen Podestplatz mehr im Skill Floristry erzielt. Ich denke, das sagt schon genug über unsere jetzige Leistung aus, auch wenn es in den Augen mancher anderer «nur» der zweite Platz ist. Für mich und mein Team ist das der grösste Erfolg überhaupt. Wir gehören zu den Besten der Welt!
Hatten Sie auch Zeit, sich Helsinki anzuschauen?
Wir hatten vor dem Wettkampf eine kleine Exkursion, bei der wir eine Stadtrundfahrt geniessen durften. Anschliessend machten wir noch eine kleine Bootstour entlang der Küste,
Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?
Mein Weg geht nach Wien. Dort werde ich ab Dezember für einige Monate in einem Blumengeschäft arbeiten. Was später kommt, davon lasse ich mich überraschen.
Rita Bolt, St. Galler Tagblatt