Fast normale Abschlussprüfungen für Rheintaler Lernende
Anfang Jahr regte sich noch Widerstand. Eine Lehrlingspetition verlangte, die Schlussprüfungen 2021 abzusagen. Verpasster Schulstoff, Pannen im Fernunterricht, verschobene Kurse: Die Berufslehre habe unter der Pandemie stark gelitten, so die Kritik. Per 1. April kam schliesslich die Verordnung des Bundes, Lehrabschlussprüfungen wenn immer möglich durchzuführen.
«Für mich und meine Kolleginnen war eigentlich immer klar, dass die Prüfung stattfindet», sagt Lorena Tobler, die in Berneck ein KV-Lehre absolviert.
«Aber wir fragten uns schon: Erhalten wir faire Bedingungen?»
Denn gerade im zweiten Semester des letzten Schuljahres sei der Unterricht durchs Homeschooling sehr eingeschränkt gewesen. Auch wenn sich der Unterricht wieder eingependelt hat: Im zweiten Lehrjahr, in der Mitte der Ausbildung, wird wohl am meisten Schulstoff vermittelt.
Verantwortliche in der Berufsbildung sind in erster Linie erleichtert. «Es ist wesentlich für die Lernenden, dass sie die Lehre regulär abschliessen können», sagt Roland Bruderer, Berufsbildner bei Libs Heerbrugg.
Etwas Sorgen bereiten ihm aber auch die Berufskundeprüfungen BK, der schulische Teil des Abschlusses. Viele Lernende hätten Respekt davor, weil der Schulstoff meist im Fernunterricht vermittelt wurde, was je nach Lerntyp mit Schwierigkeiten verbunden war.
Damit die Libs-Lernenden Berufswissen üben und aufarbeiten konnten, wurde im Vorfeld der Prüfungen im Betrieb trainiert. Das Resultat der Berufskundeprüfung ist entscheidend und ergibt zusammen mit den Semestererfahrungsnoten eine Abschlussnote. Letztes Jahr zählten nur die Erfahrungsnoten, da die Berufskundeprüfungen an den Berufsschulen ausgefallen sind.
Abschlussprüfungen und Coronamassnahmen
Zurück mit den Prüfungsterminen ist auch das Berufs- und Weiterbildungszentrum Rorschach-Rheintal (BZR) in Altstätten. Die ersten, die sich im Schulzimmer konzentriert über die Aufgaben beugten, waren ab dem 5.Mai die Medizinischen Praxisassistentinnen und -assistenten. Die Lernenden der kaufmännischen Berufe werden ab 7. Juni geprüft. «Unser grösstes Anliegen ist es, den Lehrabschluss unter bestmöglichen Bedingungen zu ermöglichen», sagt Rektor Rolf Grunauer. Es gelten generelle Maskenpflicht, Hygienevorschriften, Abstandsregeln und eine maximale Raumbelegung.
Grundsätzlich sei dieses Jahr alles wieder einfacher, sagt Mathias Baumgartner, Verantwortlicher der Berufsbildung bei Jansen AG, Oberriet. Problemlos möglich, aufgrund des bewährten, internen Schutzkonzeptes, seien auch die Besuche der externen Experten. Sie kommen jeweils zu Besuch in die Betriebe und beurteilen die IPA, die individuellen praktischen Arbeiten der Lernenden.
In einer besonderen Situation befindet sich ein Konstrukteurlernender. Er führte die IPA im Homeoffice aus, sagt Mathias Baumgartner. «Seit der Homeofficepflicht arbeiten alle Mitarbeitenden der gesamten Konstruktionsabteilung inklusive der Lernenden daheim.» Der angehende Konstrukteur nahm seinen stationären Rechner mit zwei Bildschirmen mit nach Hause und wurde während seiner IPA vom Berufsbildner und dem Experten online betreut. «Der Austausch funktionierte einwandfrei, die Genehmigung für eine Homeoffice-IPA wurde vorab beim Verband eingeholt.» Der zeitliche Aufwand des Lernenden betrug 65 Stunden.
Bis Ende Mai sind die individuellen praktischen Arbeiten abgeschlossen, anschliessend folgen im Juni die Prüfungen an der Berufsschule.
Der Rheintaler, Hildegard Bickel, Yves Solenthaler