Austauschen, vernetzen, Freundschaften schliessen
Viele Unternehmen werden heute verantwortungsvoll von Frauen geführt. Wie gross die Zahl dieser Frauen auch in unserer Region ist, zeigte sich am 6. Event für Unternehmerinnen im Rheintal, der im BZR Rorschach-Rheintal in Altstätten stattfand. Mit fast 100 Teilnehmerinnen aus den verschiedensten Branchen war der Anlass ausgebucht, wobei diesmal 35 neue Gesichter dabei waren.
Ideale Bedingungen zur Vernetzung
Da traf die Designerin auf die Drogerie-Inhaberin und die Papeteristin auf die Forellenzüchterin – Begegnungen, die sich im Alltag eher zufällig ergeben. Deshalb bietet dieser Anlass ideale Bedingungen zur Vernetzung und zum Austausch. Und natürlich auch zur Freundschaftspflege, denn mittlerweile haben einige regelmässig Teilnehmende auch engere Bande geknüpft. Sehr zur Freude von Simone Mächler Fehr, die diesen Event im 2016 initiiert hat und in Altstätten seit 17 Jahren die fehr agentur für Marketing GmbH führt.
Ihr ist es wieder gelungen, drei Referentinnen mit spannenden Lebensläufen und interessanten beruflichen Aufgaben fürs Podium zu gewinnen. Zu Gast war Cheryl Bossi, die vor fünf Jahren als älteste von fünf Geschwistern zusammen mit ihrem Ehemann Rico den Familienbetrieb Divina Textil AG mit Sitz in Rheineck übernommen hat. Das Ostschweizer Traditionsunternehmen wurde im Jahr 1954 gegründet, produziert seit jeher am Standort Rheineck Bettwäsche und Heimtextilien und bietet immer mehr Artikel an, die zu 100 % aus der Schweiz stammen.
Einmalig in der Branche
Etwas fast Einmaliges in der Branche, das aber grosse Vorteile mit sich bringe, wie Bossi erklärte. «Unsere Kunden können zum Beispiel mit ihrem Wohnmobil bei uns vorfahren und die zu beziehenden Kissen, Polster oder Matratzen direkt von uns ausmessen und wunschgetreu beziehen lassen», erklärte die 37-jährige Unternehmerin. Das diesmalige Event-Leitthema «Durchhaltewillen» sei durchaus auch bei der Divina AG aktuell.
«Die Eröffnung unserer Geschäfte in Sursee und vor allem in Bern zeigen, dass man sich mitunter fünf Jahre Zeit geben muss, um sich erfolgreich an einem neuen Ort zu positionieren.» Dabei gelte es, sich aktiv um die Kundschaft zu bemühen, mit gezielter Werbung Bekanntheit zu erlangen und stets am Ball zu bleiben, damit die Kunden treu werden respektive treu bleiben, so Bossi. Dank sympathischer Firmenphilosophie, Topqualität und maximaler Solidität ist dies der Divina AG, die seit der Gründung in privatem Familienbesitz ist, bis heute gelungen.
Durch Schicksalsschlag in die Geschäftsleitung
Über eine beeindruckende Berufs-/Lebensgeschichte verfügt Fabienne Kuratli-Suter. Die gebürtige St.Margretherin tummelte sich schon als Kind mit ihrem Bruder in der Werkstatt von Vaters Autogarage. Später absolvierte sie eine kaufmännische Lehre und stieg 2010 – vier Jahre nach ihrem Bruder – in Vaters Betrieb ein, in die AZ West AG in St.Gallen. «Ich war im Hintergrund tätig und hielt Papa quasi den Rücken frei», erzählte sie auf dem Podium. Obschon sich dieser immer wünschte, dass sie mit ihrem Bruder dereinst die Firma übernehmen werde, hatte sie andere Pläne. «Ich wollte unbedingt eine Familie und bekam dann 2016 und 2018 auch unsere Buben. Ich war happy als Familienfrau, mir fehlte nichts.»
Doch dann kam alles anders. Kuratlis Vater verstarb völlig überraschend an einem Hirnschlag. Ein Schock. Sie und ihr Bruder mussten Hals über Kopf entscheiden, wie es mit dem Betrieb und den 80 Mitarbeitenden weitergehen soll. «Und das mit zwei Kleinkindern. Es herrschte Chaos.» Dennoch sei für das Geschwisterpaar rasch klar gewesen, dass sie das Lebenswerk ihres Vaters selbst weiterführen werden, so Kuratli.
Doppelt unsichere Zeiten
Kaum hatten die beiden nach turbulenten Organisationsphasen in Familie und Firma die Lage der AZ West AG im Griff, kam Corona. Und nach Corona der Krieg von Russland gegen die Ukraine – doppelt unsichere Zeiten für die Autobranche. «Rückblickend haben wir aber alles so gut wie möglich gemeistert. Und das, obschon ich diese Rolle nie gesucht habe», sagt die Geschäftsführerin. Heute könne sie den zwar herben Verlust des Vaters aber auch als Chance sehen, die sie sonst nie gepackt hätte, und dafür sei sie dankbar.
Berufliches und privates Glück gefunden
Über ihr berufliches Glück, das sie auf Umwegen gefunden hat, erzählte auf dem Unternehmerinnen-Podium Sandra Matter vom Bestattungsinstitut Thun und Umgebung. Sie habe zwar bereits in anderen Branchen Erfolge gehabt, sei aber nie wirklich erfüllt gewesen.
Auf lustige Weise erzählte sie, wie sie dann quasi Knall auf Fall zur Übernahme eines Bestattungsunternehmens gekommen sei, dadurch diesen Beruf von der Pike auf gelernt hat und letztlich durch eine Firmenfusion grad auch noch das private Glück, nämlich ihren Mann fürs Leben, gefunden hat. Eine Geschichte aus dem prallen Leben.
Gemütlicher Ausklang
Gestärkt von den verschiedenen motivierenden Lebensgeschichten und Karriereverläufen liessen die rund 100 anwesenden Unternehmerinnen den Abend gemütlich ausklingen. Die Rheintaler Band Asip unterhielt mit poppigen Songs, es wurden Köstlichkeiten vom Restaurant Tübli serviert, feine Tropfen aus der Region ausgeschenkt und es blieb Raum für Austausch und Pflege des Netzwerks. Und das dank grosszügiger Sponsoren für alle Teilnehmerinnen kostenlos. Bilder und weitere Infos unter www.unternehmerinrheintal.ch.
Bericht: rheintal24/Cécile Alge